Senden/Koronowo - Ein festes Fundament für die Freundschaft: Die Beziehung zwischen Senden und der polnischen Partnerstadt Koronowo hat einen soliden Rahmen erhalten. Denn am vorigen Samstag wurde der Vertrag über die Städtepartnerschaft in Koronowo unterschrieben. Ein neuer Impuls für Völkerverständigung und Austausch? Darüber sprach WN-Redakteur Dietrich Harhues sprach mit Bürgermeister Alfred Holz und dem Vorsitzenden der Deutsch-Polnischen Gesellschaft (DPG) Senden, Hans-Jürgen Pohl.

Symbolträchtig: Im Anschluss an die Vertragsunterzeichnung tauschten Hans-Jürgen Pohl (l.) sowie die Bürgermeister Alfred Holz und Stanislaw Gliszczynski (2.v.r.) die Fahnen von Senden und Koronowo aus. />
Die Städtepartnerschaft ist besiegelt. Was bedeutet das für die ohnehin bestehende Beziehung zwischen Senden und Koronowo?

Holz: Die nunmehr seit sieben Jahren bestehende Verbindung hat gezeigt, dass sie Grundlage für Kontakte unterschiedlichster Einrichtungen und Institutionen sein kann und sein wird. Besonders wichtig ist mir , dass Bekanntschaften und Freundschaften zwischen jungen Menschen aufgebaut und so Vorbehalte abgebaut werden.

Sie erheben den Anspruch, dass der Austausch nicht nur auf der Ebene von Rat und Verwaltung gelingt. Wie intensiv sind die Kontakte zwischen Vereinen, Schulen und einzelnen Bürgern?

Holz: Seit dem Jahre 2004 findet ein intensiver Schüleraustausch zwischen den Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen in Koronowo und Senden statt. Fachliche Informationen werden insbesondere im Bereich der Landwirtschaft ausgetauscht, polnische Auszubildende absolvieren Praktika in Sendener Betrieben. Nach einem Besuch des Musikvereins Senden in Koronowo wird in nächster Zeit das Jugendorchester Koronowo zu einem Besuch in Senden erwartet. Die jetzt abgeschlossene Städtepartnerschaft muss Grundlage dafür sein, die bestehenden Kontakte weiter auszubauen und neue Bereiche zu erschließen.

Pohl: Außerdem haben sich etliche freundschaftliche Beziehungen aus ursprünglich formellen Kontakten entwickelt, die auch zu zahlreichen gegenseitigen, privaten Besuchen geführt haben und führen.


In welchen Punkten ähneln sich die Strukturen von Koronowo und Senden?

Holz: Koronowo ist ebenso wie Senden vorwiegend ländlich geprägt, die Einwohnerzahl liegt mit 24 000 gut 3000 Einwohner höher als in Senden. Nach meinem Eindruck ist das Vereinswesen nicht so ausgeprägt wie in Senden, aber gerade deshalb sollten wir in diesem Bereich die vorhandenen Strukturen nutzen. Mit dem vorhandenen Stausee und den Freizeitangeboten ist Koronowo gerade im Bereich Tourismus sehr gut aufgestellt und wird auch von vielen deutschen Urlaubern besucht.

Pohl: Es sind vor allem die vergleichbaren Schulstrukturen, die dazu geführt haben, dass sich Schüler der weiterführenden Schulen der beiden Kommunen austauschen können. Wie in Senden, so gibt es auch in Koronowo die Möglichkeit bis zur Hochschulreife zu gelangen. Dort nennt sich die Sekundarstufe allerdings Lyzeum.

Welche Perspektiven hat die Partnerschaft auf welchen Ebenen in den nächsten Jahren?

Holz und Pohl: Uns ist es sehr wichtig, dass der regelmäßige Schüleraustausch zu einer festen Einrichtung wird und auch ein fachlicher Austausch der Schulen untereinander erfolgt. Schwerpunkte der Partnerschaft sollten insbesondere auch von den Mitgliedern der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Senden und der in Gründung befindlichen Polnisch-Deutschen Gesellschaft in Koronowo entwickelt werden. Wir halten solche Gesellschaften für einen wichtigen Motor der Städtepartnerschaften. Das bestätigte auch der Deutsche Honorarkonsul von Bromberg, Dr. Jaroslaw Kuropatwinski, der seine Hilfe bei der Gründung einer Polnisch-Deutschen Gesellschaft in Koronowo angeboten hat. Wir in Senden hoffen, dass unser Besuch und unsere intensiven Gespräche über eine Zusammenarbeit in der Zukunft den entscheidenden Anstoß zur Gründung der entsprechenden Gesellschaft gegeben haben. Aus gemeindlicher Sicht sehen wir in den nächsten Jahren gute Ansätze, dass die Städtepartnerschaft ein kleiner Baustein auf dem Weg hin zu einem noch stärkeren Zusammenwachsen der Völker Europas wird.


Westfälische Nachrichten 21.05.2010