Fünf angehende Landwirte aus Polen absolvieren ein Praktikum im Münsterland.

Senden. "Ja, sie werden ganz bestimmt von den Erfahrungen im Münsterland profitieren", fasst Dolmetscher Wolfgang Müller die Kommentare der fünf jungen Polen zusammen, die immer noch zustimmend mit den Köpfen nicken. Die auf den Bauernhöfen verwendete Technik sei mittlerweile hier wie dort gar nicht mehr so unterschiedlich. Die Automatisierung sei in Deutschland aber wesentlich weiter fortgeschritten, berichten die 19-jährigen Landwirtschaftsschüler, die auf Einladung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Senden (DPGS) bis Ende Mai ein Praktikum im Münsterland absolvieren: Lukasz Jozwiak auf dem Hof Pröbsting in Nordkirchen, Radoslaw Archacki auf dem Hof Große Opphoff in Lüdinghausen, Damian Gettka auf dem Hof Bernhard Raestrup in Bösensell, Dariusz Zboralski auf dem Hof Lintel-Höping in Senden und Andrzej Kunda auf dem Hof Beckhove in Ottmarsbocholt.

 

Beeindruckt sind die jungen Gäste, die neben der Vielfalt der landwirtschaftlichen Betriebe auch die Gemeinde Senden, Land und Leute kennen lernen, von den gut strukturierten Arbeitsabläufen der "gepflegten Höfe" und der Organisation der Landwirte insgesamt. "Man hat hier gegenseitiges Vertrauen", sagt Radislaw. Und Franz-Josef Lintel-Höping ergänzt: "Die jungen Leute merken, wie wichtig Einheit ist, und dass man mehr erreichen kann, wenn man die Köpfe zusammensteckt." In Polen, so DPGS-Vorsitzender Hans-Jürgen Pohl, gebe es "mehrere konkurrierende Landwirtschaftsverbände, die alten Strukturen wirken dort immer noch nach".

 

Angesichts der im Münsterland gemachten Erfahrungen schlügen die jungen Polen nicht nur eine Brücke der Freundschaft "auf breiter Basis" in Richtung der Sendener Partnerstadt Koronowo. "Sie geben innerhalb ihrer Berufsgruppe Anregungen aus Deutschland weiter." Ein Gegenbesuch von Landwirten aus der Gemeinde Senden in Koronowo sei für das Frühjahr 2009 angedacht, berichtet Franz-Josef Lintel-Höping. Neben Besichtigungsterminen in einem Schlachthof, einer Molkerei und im Bösenseller Landmaschinen-Betrieb Brinkmann erlebten und erleben die Gäste auch ein umfangreiches "touristisches" Programm und ungezwungene Freizeit. So besuchten die jungen Polen das Cabrio, den Sportpark, das Rathaus und die Gewerbegebiete. Über Pfingsten wurde gegrillt. Und am Wochenende wollen sie zum Bayernabend des Schützenfestes und aufs Maifest.

 

Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Senden ist an beiden Tagen des Maifestes, jeweils von 11 bis 18 Uhr, mit einem Stand am Optiker-Geschäft Dalinghoff vertreten. "Dort werden wir über unsere Arbeit berichten und eine Lanze für Koronowo brechen", betont Pohl. Auch die Praktikanten und der Bürgermeister der Stadt Koronowo seien zeitweise anwesend. In der Hoffnung, dass nicht nur "Liebe durch den Magen geht", sondern auch Freundschaft im vereinten Europa, wird beim Maifest das polnische Nationalgericht Bygos angeboten.

 

Westfälische Nachrichten, 15.05.2008