Blicken in das Programm für den Berlin-Besuch: Miroslawa Prokopiuk,Hans-Jürgen Pohl, Alicja Baumgart,Justyna Felczykowska und Vera Prengel.Foto: (di) Senden - Grenzen überschreiten: 25 Jugendliche aus drei Schulen in Koronowo treffen auf ebenso viele junge Leute aus Senden, die ebenfalls aus drei unterschiedlichen Schulen und Schulformen stammen. Gestern wurde mit der gemeinsamen Fahrt nach Berlin der Abschluss des deutsch-polnischen Schüleraustausches eingeleitet, der am Samstag in Senden begonnen hatte. In der Spreemetropole steht unter anderem der Besuch der Ausstellung „Tür an Tür. Polen - Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte“ auf dem Programm. WN-Redakteur Dietrich Harhues sprach mit Alicja Baumgart (Koronowo) sowie mit Vera Prengel (Edith-Stein-Schule, Senden / Deutsch-Polnische Gesellschaft) und Hans-Jürgen Pohl (Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Senden) über den ost-westlichen Brückenschlag.

 

 

Der Schüleraustausch zwischen den drei weiterführenden Schulen in Senden und den Schulen in Koronowo begann im Jahr 2004. Gelang es von Anfang an, genug interessierte Teilnehmer zu finden?

Baumgart: Der Anfang war nicht ganz leicht. Es gab beiderseits noch manche Hemmungen, Barrieren und Vorurteile bei den Schülern. Auch die Eltern waren zuerst unsicher, was die Kinder in Deutschland beziehungsweise in Polen erwartet. Bereits nach dem ersten Besuch und dem folgenden Gegenbesuch war das aber schon anders - alles lief reibungslos. Der gute Ruf des Programms hatte sich verbreitet. Dabei war am wichtigsten, was die Schüler selbst als Erfahrungen und Eindrücke weitergegeben haben.


Inzwischen soll die Nachfrage bei den Teilnehmern sogar höher sein als die Zahl der angebotenen Plätze?


Baumgart: Ja, unser einzige Problem ist jetzt, dass wir nur 25 Plätze anbieten können. Inzwischen melden sich so viele Schüler an, dass wir zum Teil Wartelisten bilden müssen.

Gibt es auch Schüler, die mehrfach an dem Austauschprogramm teilnehmen?

Baumgart: Ja, manche Schüler haben mehrmals mitgemacht. Es sind auch einige feste Kontakte und teils sogar Freundschaften entstanden.

Stehen beim Austausch Völkerverständigung und Begegnung über nationale Grenzen hinweg im Vordergrund oder gibt es auch Unterrichtsprojekte?

Baumgart und Prengel: Es gibt auch gemeinsame inhaltliche Workshops. In den vergangenen zwei, drei Jahren wurden die Themen Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Aspekt Mauerfall sowie die jüngere polnische Geschichte mit der Solidarnosc-Bewegung von den Schülern beider Länder bearbeitet und sich gegenseitig vorgestellt.

Wie lebendig ist die Städtepartnerschaft Senden-Koronowo und wie bedeutsam ist der Schüleraustausch für die beiderseitigen Beziehungen?

Pohl: Es ist eine gelebte Partnerschaft. Doch ohne den Schüleraustausch wäre es nicht zur Städtepartnerschaft gekommen. Aus der Begegnung der Schüler und Schulen heraus entstand der Wunsch, die Beziehungen auszubauen. Insofern fungierte der Schüleraustausch als Initialzündung für die Städtepartnerschaft, die erst im vorigen Mai formell besiegelt worden ist.

Prengel: Die Städtepartnerschaft entwickelt sich immer weiter fort, immer mehr Gruppen sind beteiligt. Darunter beispielsweise die Landwirte und der Landfrauenverband, die beide einen intensiven Kontakt nach Koronowo pflegen. Auch den Köpfen in den Rathäusern ist es eine Herzensangelegenheit, die Freundschaft noch auszubauen.

Die Deutsch-Polnische Gesellschaft (DPG) Senden wurde 2006 gegründet. Ihr gehören zurzeit 100 Mitglieder an. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung am Dienstagabend im Hotel Niemeyer wurde kein neuer Vorstand gewählt. Im Mittelpunkt stand die Rückschau auf die Gruppenreise nach Niederschlesien in Polen vom Sommer. Andreas Jonotta präsentierte bei Niemeyer einen visualisierten Vortrag der DPG-Fahrt. An der Mitgliederversammlung nahm mit den Lehrerinnen Alicja Baumgart, Miroslawa Prokopiuk und Justyna Felczykowska erstmals eine Delegation aus Koronowo teil, die die Grüße der dortigen Verwaltung übermittelte.

Westfälische Nachrichten 24.11.2011