Eine Reise der Begegnungen nach Nordostpolen

Die vierte Gruppenreise der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Senden (DPG) stand unter dem Motto: „Masuren – Wunder der Natur“. In der letzten Juliwoche machten sich Mitglieder der Gesellschaft zunächst mit dem Flugzeug auf den Weg nach Danzig, um von dort mit einem Bus weiter in die polnische Wojwodschaft Warmińsko-Mazurskie, dem ehemaligen südlichen Ostpreußen zu reisen. Das Ziel: ein zum Hotel umgebauter alter Gutshof an einem See mitten in Masuren. Das Genießen der „Landschaft der tausend Seen und der dunklen Wälder“ und das Erleben der Kunst- und Kulturgeschichte in einer geschichtsträchtigen Region standen im Mittelpunkt der Reiseidee, doch es wurde auch eine Reise der Begegnungen.

Vom Hotel am See führten Sternfahrten in alle Himmelsrichtungen in Ermland und Masuren. Die Gruppe begegneten dabei Menschen, die dieser strukturschwachen und dünnbesiedelten polnischen Region das Leben gestalten und ihren Stempel aufdrücken. So beeindruckte der Leiter eines Gestüts in Galiny (Gallingen) mit den Ergebnissen seiner Pferdezucht genauso wie der Zusammenhalt der Menschen der deutschen Minderheitengemeinde in Bartoszyce (Bartenstein). Und was man alles aus einem alten Schloss mitsamt Garten machen kann, zeigte ein junges Ehepaar aus Warschau, das nebenan noch eine Keramikwerkstatt betreibt. Die alte deutsche Dame, die mit ihrer Familie nach dem Krieg in Masuren geblieben war -längst mit polnischer Staatsangehörigkeit: Sie betreibt auf der Krutinna das bekannteste Unternehmen für Staktouren. Die ehemalige DPA-Korrespondentin in Warschau mit deutschen und polnischen Wurzeln, die zusammen mit ihrem Sohn in Gałkowo in der Johannisburger Heide ein Restaurant und einen Gutshof führt: Als Berufskollegin von Marion Gräfin Dönhoff erzählte sie bewegend von Erlebnissen mit der bekannten alten Ostpreußin, die zur Versöhnung zwischen Polen und

 

Deutschen wesentlich beigetragen hat. Bewegend war auch der Besuch in der Sozialstation des Johanniterordens in Bartoszyce, die von zwei jungen polnischen Krankenschwestern betrieben wird, um den zahlreichen bedürftigen und kranken Menschen dort zu helfen. Nachdenklich machte der Bericht eines mittlerweile 88jährigen alten Ostpreußen, der vor gut 20 Jahren in seine Heimat zurückgekehrt ist, um mit einer gewissen Schlitzohrigkeit aus einem heruntergekommenen Anwesen ein Ferienparadies für deutsche und polnische Gäste zu machen.

 

Zu den kulturellen Besonderheiten der Reise zählte unter anderem das Erleben eines Orgelkonzerts in der Wallfahrtskirche Swięta Lipka (Heilige Linde) genauso wie der Besuch der Burg in Olsztyn, an der Nikolaus Kopernikus wirkte. Kultur und Geschichte wurden für die Gruppe zu einer unvergesslichen Symbiose während einer Führung durch die Marienburg an den Nogat, dem mächtigsten Bauwerk, das der Deutsche Orden im Osten hinterlassen hat.

Eindrucksvolle Zeugnisse der Geschichte waren für die Gruppe außerdem die Führungen durch die Wolfsschanze bei Kętrzyn (Rastenburg), die Feste Boyen in Giżycko (Lötzen) und durch die Ruinen des Gutes Steinort, das der Familie des Widerstandskämpfers Heinrich Graf von Lehndorff gehört hat.

Die alte Hansestadt Danzig konnte die Gruppe der DPG gleich zweimal erleben. Hier waren Anfangs- und Endpunkt der Reise nach Masuren. Ein Flugzeug brachte sie vom Flughafen Lech-Wałęsa zurück nach Dortmund, bis auf einige unentwegte Bahnfahrer…

 

Westfälische Nachrichten 02.08.2013