Rege ist schon seit geraumer Zeit der Kontakt zwischen Senden und Koronowo. Schon 2004 besuchte eine Gruppe aus der Stevergemeinde die künftige Partnerstadt.

Der Brüsseler EU-Gipfel der vergangenen Woche hat es nur allzu deutlich gemacht: Die offiziellen deutsch-polnischen Beziehungen bewegen sich derzeit eher auf dem Niveau der Temperatur eines Gefrierschranks. Während sich die so genannte große Politik mit dem Gerangel zwischen den beiden Kaczynski-Brüdern und der deutschen Kanzlerin beschäftigt, und beide Staaten eher auseinander driften, steuert die Deutsch-Polnische Gesellschaft (DPG) in Senden in die entgegengesetzte Richtung: Eine Partnerschaft mit der polnischen Stadt Koronowo wird angestrebt. Der offizielle Beschluss soll im Herbst der Sendener Rat treffen.

 

"Die politische Situation hat keinerlei negative Auswirkungen darauf. Ganz im Gegenteil. Wir werden unser Ziel jetzt erst recht verfolgen", erklärte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung Grazyna Brandes, die zweite Vorsitzende der DPG. Gerade vor diesem Hintergrund seien Kontakte mit Polen besonders wichtig, um etwa gegenseitige Ressentiments abzubauen. "Ziel ist die Völkerverständigung", sagte sie. Dazu hätten die immer intensiver gewordenen Kontakte zwischen den Menschen in Koronowo und Senden in der zurückliegenden Zeit beigetragen. Beginnend bei den regelmäßigen Schüleraustauschen habe vor einigen Wochen ja auch eine Gruppe von Landwirten aus der polnischen Stadt Station in Senden gemacht. Dieses gegenseitige Kennenlernen jenseits offizieller Delegationen mache erst den besonderen Charakter einer echten Partnerschaft aus. "Es geht um private, persönliche Kontakte", betonte Grazyna Brandes. "Das ist unsere Art, der politischen Großwetterlage entgegenzuwirken."

 

Zudem, so ihre Erfahrung, seien die meisten Menschen in Koronowo keineswegs mit dem Auftreten ihrer Staatsführung einverstanden. Das sei "nicht repräsentativ für Polen", höre sie häufig.

 

Westfälische Nachrichten, 28.06.2007