Landwirte reisen mit DPG-Vertretern nach Polen

Senden

Unter der Führung von Franz-Josef Lintel Höping von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft (DPG) Senden und Karl-Heinz Kocar von der DPG Lüdinghausen erkundeten jetzt sieben Landwirte die Stadt Nysa (Neisse) und andere Orte des Oppelner Landes.

Zu einer fünftägigen Exkursion ins polnische Nysa (Neisse) und in andere Orte des Oppelner Landes machten sich jetzt neun Personen aus Senden und Lüdinghausen mit einem Kleinbus auf den Weg nach Polen – genauer: sieben Landwirte unter der Führung von Franz-Josef Lintel Höping von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft (DPG) Senden, Klaudiusz Ulbrich als zweisprachiger Begleiter und Karl-Heinz Kocar von der DPG Lüdinghausen.

Nicht nur zu sehen, sondern auch zum Probieren bekam die Reisegruppe während ihrer Tour ins polnische Nysa (Neisse) und in andere Orte des Oppelner Landes so einiges. Foto: Kocar

Nach dem Empfang durch Bürgermeister Kordian Kolbiarz im Rathaus stand zunächst eine sachkundige deutschsprachige Führung durch die Lüdinghauser Partnerstadt Neisse auf dem Programm. In lebendiger und anschaulicher Sprache erläuterte Anatol Bukala während des Rundgangs Konstruktion und historische Bedeutung markanter Bauwerke, etwa der hochgotischen Jakobus-Basilika und der Hedwigsbastion, einer alten preußischen Festungsanlage.

Imkerin vermittelt Geheimnisse ihres Handwerks

Und schon der Nachmittag brachte denn die erste Begegnung auf einem Bauernhof. In Korfantów (Friedland) sprachen die Besitzer Deutsch, ebenso wie anderswo. Denn die Gruppe bewegte sich an Orten, an denen die deutsche Minderheit noch stark vertreten ist und die Schilder an den Ortseingängen zweisprachig sind. Das wurde besonders deutlich in Friedersdorf, wo eine Dame im Heimatmuseum die Gäste mit schlesischem Mohnkuchen bewirtete und über die Situation der Deutschen berichtete.

Elzbieta Harhura und Bernard Dembczak, Vorsitzender des Schlesischen Bauernverbandes, hatten die Reise der Landwirte gut vorbereitet und begleiteten die Gruppe mit großer Aufmerksamkeit. Nachdem Ewa Podwysocka den Gästen die Geheimnisse ihrer Imkerei vermittelt hatte, genoss man in Glucholazy (Ziegenhals), nahe der tschechischen Grenze, in einem Drei-Sterne-Hotel ein Abendessen.

Mechanisiertes Arbeiten

Über Prudnik (Neustadt) kamen die Reisenden aus dem Münsterland nach Glogówek (Oberglogau), wo eine ausgiebige Stadtbesichtigung anstand. Weiter fuhren sie nach Krapkowice (Krappitz), sahen das imposante Schloss von Mozna (Moschen) auch von innen an und suchten dann die traditionsreichen Wallfahrtsorte Góra Sw. Anny (St. Annaberg) und Kamien Sl. (Groß Stein) auf. In Groß Stein lebt jetzt übrigens auch der emeritierte Oppelner Erzbischof Alfons Nossol, ein großer Vermittler zwischen Polen und Deutschen in der Region. In Gogolin schließlich verbrachte die Gruppe in dem vom Ehepaar Zimmermann geführten Restaurant einen gemütlichen Abend.

Schon vor drei Jahren hatten Landwirte aus dem Kreis Coesfeld Bauernhöfe im Kreis Neisse besucht. Diesmal sah man einige neue Betriebe: Auf dem Hof von Sylweriusz, Jolanta und Walter Preussner freut man sich, schon bald einen hochmodernen Rindviehstall belegen zu können. Fördergelder der EU hatten diese große Investition ermöglicht. Eindruck bei den Besuchern machte aber auch das ehrgeizige Weinanbau-Projekt von Jaroslaw Grocholski, der 37 Hektar bewirtschaftet und auf größtmögliche Mechanisierung der Arbeiten setzt.

Gegenbesuch lässt wohl nicht lange auf sich warten

Außerdem standen auf dem Besuchsprogramm der Hof von Roman Pohl in Alt-Kuttendorf, ein Ackerbaubetrieb mit Landmaschinenhandel, ein von den Geschwistern Jana und Natalia Gach vorbildlich geführter Großbetrieb für Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmittel sowie in Sakrau (Zakrzów) der Betrieb der rührigen Familie Gorzellik, in dem Schweine gehalten werden und in dem Schlachtung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte in eigener Hand liegen. Im privaten Museum von Georg Klose – auch der Fußballtrainer und ehemalige -spieler Miroslaw Klose hat in der Nähe ein Haus gebaut – bestaunte man viele sorgfältig restaurierte Traktoren.

In der Unterkunft in Mochau (bei Oberglogau) gab es schließlich noch ein festliches Abendessen, an dem viele mit der Landwirtschaft der Region befasste Personen teilnahmen. Vertreter der Oppelner Landwirtschaftskammer waren ebenfalls mit dabei.

„Hier und bei anderen Gelegenheiten erfuhr man herzliche Gastfreundschaft“, lautet das Fazit der Reisegruppe. Legt man diese Erfahrungen zugrunde, so dürfte ein Gegenbesuch von Landwirten aus der Region bei ihren Kollegen im Kreis Coesfeld wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Westfälische Nachrichten 11.04.2022