Senden - Liebe geht durch den Magen - europäische Partnerschaft offenbar auch. Denn im Rahmen des viertägigen Besuches der 27 Landfrauen aus Koronowo bei ihren Kolleginnen aus der Gemeinde Senden kommt neben kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Themen traditionell Kulinarisches keinesfalls zu kurz.


Beim Kennenlernabend am Montag beköstigten die Polinnen ihre Gastgeberinnen auf Gosselmanns Hof mit Spezialitäten aus ihrer Region: Es gab „Zuerek“, eine Sauermehlsuppe mit Eiern und Wurst, eine kalte Platte mit verschiedenen Fleischsorten, selbst gebackenes Brot sowie Meerrettich mit Roten Beeten. „Und es gab viel viel Kuchen. Die Tische bogen sich. Man hätte eine ganze Armee durchfüttern können“, freut sich Hildegard Krimpmann, Teamsprecherin der Landfrauen Senden/Bösensell, über die polnische Gastfreundschaft. Am Dienstag, beim Besuch in Ottmarsbocholt, verwöhnten die Landfrauen Ottmarsbocholt/Venne die Polinnen im Spieker mit einem münsterländischen Karfreitagsessen: mit frischen Struwen.


Der von der Polnisch-deutschen Stiftung in Warschau geförderte Austausch auf EU-Ebene begann am Dienstagmorgen mit einem umfangreichen Informationsprogramm. Zunächst wurde ein landwirtschaftliche Betrieb mit Puten- und Schweinemast besucht. „Es ist dort sehr deutlich geworden, dass sich auf EU-Ebene die Bedingungen in den Betrieben in Deutschland und Polen angeglichen haben“, sagt Wolfgang Müller, der am gemeinsam mit Anne Peltzer (beide Deutsch-polnische Gesellschaft Senden) als Dolmetscher fungierte.

Zweite Station des Tages war das Familienzentrum St. Urban. Dort stellte Mechtild Wierling vom Kirchenvorstand die im vergangenen Jahr erweiterte und modernisierte Fünf-Gruppen-Einrichtung vor. Sie Informierte über die wachsenden Anforderungen durch die Funktion als Familienzentrum und den ab 2013 anstehende Anspruch der U3-Betreuung.

Klemens Rave vom Heimatverein Ottmarsbocholt führte die Gäste durch die 1887 erbaute Pfarrkirche und berichtete über deren Historie. Er machte auch einen Schlenker in die jüngere Politik: „Ich freue mich, dass die mutigen Männer der Solidarnosc damals aufgestanden sind, was dazu geführt hat, dass später die Menschen in Ostdeutschland auf die Straße gegangen sind, um den Eisernen Vorhang einzureißen.“

Letzte Etappe in Ottmarsbocholt war der Spieker, wo die Gruppe vom Heimatvereinsvorsitzenden Bernhard Hutters begrüßt wurden.

Nachmittags stand Schloss Nordkirchen auf dem Besichtigungsprogramm. Der lange und informationsreiche Tag klang mit einem Münsterländischen Abend auf dem Hof Höwische aus.

VON SIEGMAR SYFFUS

Westfälische Nachrichten 13.04.2011