Bildungsreise der DPG Senden

Die diesjährige Bildungsreise der Deutsch-Polnischen-Gesellschaft Senden führte in die Europa-Stadt Görlitz - Zgorzelec. Eine Woche lang hatten die Teilnehmer:innen Gelegenheit, sich intensiv mit der besonderen geschichtlichen, politischen und wirtschaftlichen Situation der Menschen in der Region auseinanderzusetzen.
„Tür an Tür“ wurde als Thema der Reise gewählt. Bildhaft drückt es aus, wie eng das Leben vieler Generationen von Deutschen und Polen im Laufe der Geschichte verflochten war. Es hat kulturellen Reichtum hervorgebracht, aber auch Hass und Zerstörung, die zu einem Abbruch der Beziehungen über lange Zeit führten. Die Teilnehmer:innen der Bildungsreise konnten die kulturelle Vielfalt auf beiden Seiten der Grenze erfahren. Geführte Stadtrundgänge, die wegen der Dichte der Eindrücke nur Erstaunen hervorriefen, fanden in Görlitz, Zittau und Bautzen und – auf polnischer Seite - im Hirschberger Tal statt.

Diese Reisegruppe der DPG Senden verschaffte sich vor Ort unmittelbare Eindrücke vom Leben in der deutsch-polnischen Grenzregion. Foto: Heinz-Albert Koke

In Gesprächen konnte sich die Gruppe mit der jüngeren Vergangenheit der Oberlausitz, auch dem industriellen Umbruch und seinen politischen Folgen, auseinandersetzen. Die Görlitzer Reisebegleiterin, „ein Kind der DDR“, stellte anschaulich die Situation vor und nach der ‚Wende‘ dar. In der Gedenkstätte Bautzen (Stasi Gefängnis Museum) erfuhr die Gruppe von der komplexen Historie der Einrichtung.
Mit der Gedenkstätte „Meetingpoint Memory Messiaen e.V.“ lernten die Teilnehmer:innen einen Erinnerungsort kennen, der es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht hat, die oft totgeschwiegene Geschichte des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VIII A auf beiden Seiten der Neiße wieder ins öffentliche Bewusstsein zu heben, sondern auch internationale Jugendbegegnungen durchzuführen.
Besonderen Eindruck hinterließ ein Abendgespräch mit der Kulturreferentin der Stadt Görlitz und ihrem Ehemann. Das deutsch-polnische Paar brachte zum Ausdruck, wie intensiv der Dialog zwischen Deutschen und Polen auf regionaler Ebene gepflegt und mit welcher Normalität er gelebt werden kann. Die Einladung zu einer Kulturveranstaltung der Europastadt stand am Ende des informativen Austauschs. Das Symphoniekonzert, das unter Schirmherrschaft der Oberbürgermeister aus Görlitz und Zgorzelec im Amphitheater des polnischen Stadtteils stattfand, wurde zu einem Höhepunkt der Reise.
Das Vorhaben der DPG Senden vermittelte neue Einblicke in eine lange Beziehungsgeschichte und eröffnete Perspektiven für die immer wieder belasteten deutsch-polnischen Beziehungen.

Leander Vierschilling, Senden 15.07.2022